Geschichte der brasilianischen semi-ariden Region

Die aktuelle Situation der semi-ariden Region ist das Resultat des starken portugiesischen kolonialen Einflusses: Die Art, wie das Gebiet in Besitz genommen wurde so wie die Zweckbestimmung der Landflächen mit ihren natürlichen Ressourcen. Zu Beginn der Kolonialisierung weckte der ,,Sertão" (semi-aride Gebiet) wenig Interesse. Die Versklavung der indianischen Bevölkerung für die Arbeit in der Küstenregion und die Suche nach Metallen und Edelsteinen waren Gründe, um diese scheinbar lebensfeindliche Region zu betreten.

Das Hauptinteresse galt der Küstenzone, wo Zuckerrohr angepflanzt und die Bäume “Pau Brasil” (Brasilholz) gefällt wurden. Das Schicksal des Sertão änderte sich drastisch mit der Einführung der Rinderhaltung als Fleisch- und Lederlieferant für die Küstenzone. Im Mittelabschnitt des Rio São Francisco wurde der erste Rinderpferch im Jahr 1640 errichtet.

Dies war der Beginn einer Geschichte, die die semi-aride Region in Funktion von Außeninteressen missbraucht und die eigentlichen Potentiale und Eigenschaften des Ökosystems nicht berücksichtigte. Rinder sind nicht an die klimatischen Bedingungen angepasst, sind schlechte Futterverwerter und wirken zerstörend auf das Ökosystem.

Die Geschichte zeigt auch, dass es im semi-ariden Gebiet nie ein Landverteilungsprogramm gegeben hat, das die auf dem Land lebenden Familien begünstigt hätte. Im Gegenteil, das Gebiet (982.563,3 km2) war während 300 Jahren im Besitz einer einzigen Familie, der Feudalherren “Casa da Torre”. Die heute im semi- ariden Gebiet vorhandenen kleinen Anwesen stammen keineswegs aus geplanten und beabsichtigten Aktionen, sondern sind aus reinem Zufall entstanden. Dies wurde begünstigt durch die mangelhafte Kontrolle des Großgrundbesitzers.

Eigenschaften des brasilianischen semi-ariden Gebietes

Die Hauptcharakteristika des brasilianischen semi-ariden Gebietes sind nicht die geringen Niederschläge, sondern deren Unregelmäßigkeit und die sehr hohe Verdunstungsrate. Die nachstehende Grafik zeigt, dass es Jahre gibt mit nur 185 mm Niederschlag und andere mit über 800 mm. Dazu kommt, dass sich die Niederschläge oft auf wenige Wochen konzentrieren und die potentielle Verdunstung zum Teil sechs mal so hoch ist – bis zu 3.000 mm, - als die gesamte Niederschlagsmenge im Jahr.

Zum Vergleich Berlin, mit ebenso kontinentalem Klima wie Juazeiro: der mittlere Jahresniederschlag beträgt 591 mm und die Verdunstung 390 mm.

 

Doch dies dürfte an sich kein Hindernis für ein sicheres Auskommen sein. Das Ökosystem, die Caatinga mit seinen Pflanzen und Tieren, lebt sehr gut mit dieser Unregelmäßigkeit. Die Menschen müssen aus dem Verhalten der Natur lernen und klimagerecht leben.

Der Untergrund der Region besitzt einige Eigenschaften, die die landwirtschaftliche Kapazität und Verfügbarkeit von Wasser beeinflussen. Die Karte im oberen Teil dieser Seite zeigt, dass annähernd 80% aus kristallinem Untergrund (Gneis, Granit etc.) bestehen mit flachgründigen Böden und ohne Grundwasserspiegel. Das Grundwasservorkommen findet man in Spalten und Rissen des felsigen Untergrundes, aber mit geringer Wassermenge; oft ist das Wasser salzhaltig. 20% bestehen aus sedimentärem Untergrund, in der Mehrheit aus Sandstein mit tiefen Böden, jedoch mit eingeschränkter Bodenfruchtbarkeit. Hier findet man große Wasservorkommen in guter Qualität.

Eine ausführliche Broschüre zur semi-ariden Region von Harald Schistek, dem Gründer des IRPAA, steht für Sie als Download bereit.